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der Juden.JERUSALEM. 3. Route. 193 so im nördlichen Theil ein Stein von 5m, im südlichen einer von
4m Länge. Wahrscheinlich haben die Juden schon im Mittelalter
hier über den Untergang Jerusalems geklagt. Es ist anzurathen,
den Besuch dieses Platzes zu wiederholen und namentlich am Frei-
tag
Nachmittag nach 4 Uhr oder an hohen jüdischen Festen hierher
zu kommen. Es macht einen merkwürdigen, ja ergreifenden Ein-
druck
, diese Gestalten hier an der verwitterten Mauer lehnen, wei-
nen
und die Steine küssen zu sehen. Die Männer sitzen oft Stun-
den
lang dort, indem sie in abgegriffenen hebräischen Gebet-
büchern
lesen. Manche sind barfuss. Der spanische Jude unter-
scheidet
sich durch ein gepflegteres und freieres Aeussere vor-
theilhaft
von dem schmutzigen polnischen. Am Freitag gegen
Abend wird folgende Litanei gebetet:

Der Vorsänger singt: Wegen des Palastes, der wüste liegt
Volk: Sitzen wir einsam und weinen.

Vors.: Wegen des Palastes, der zerstört ist Volk: Sitzen
wir ..

Vors.: Wegen der Mauern, die zerrissen sind Volk: Sitzen
wir ..

Vors.: Wegen unsrer Majestät, die dahin ist Volk: Sitzen
wir ..

Vors.: Wegen unsrer grossen Männer, die darniederliegen
Volk: Sitzen wir ..

Vors.: Wegen der kostbaren Steine, die verbrannt sind Volk:
Sitzen wir ..

Vors.: Wegen der Priester, die gestrauchelt haben Volk:
Sitzen wir ..

Vors.: Wegen unsrer Könige, die ihn verachtet haben Volk:
Sitzen wir ..

Eine andere Antiphonie lautet folgendermassen:

Vors.: Wir bitten dich, erbarme dich Zion’s. Volk: Sammle
die Kinder Jerusalems.

Vors.: Eile, eile, Zion’s Erlöser. Volk: Sprich zum Herzen
Jerusalems.

Vors.: Schönheit und Majestät mögen Zion umgeben. Volk:
Ach wende dich gnädig zu Jerusalem.

Vors.: Möge bald das Königreich über Zion wieder erscheinen.
Volk: Tröste, die trauern über Jerusalem.

Vors.: Möge Friede und Wonne einkehren in Zion. Volk:
Und der Zweig (Jesse) aufsprossen zu Jerusalem.

Jedermann wird bei diesem Anblick die Zähigkeit bewundern,
mit welcher dieses Volk an seinen alten Traditionen hängt und
noch immer die Aufrichtung eines zweiten davidischen Reiches er-
sehnt
und erwartet.

Weiter südl. vom Klageplatz folgt ein antikes Thor, das wegen
des notorisch fanatischen Charakters der Moghrebiner für Fremde
unzugänglich ist. Um den oberen Theil desselben zu sehen, einen